Vom Pandurenloch bis zum Nachtwächter von Sulzbürg

Wo soll man anfangen? Schon in grauer Vorzeit hat es begonnen: Bei Drainagearbeiten im Jahr 1924 auf dem Friedhof in Kerkhofen fand man eine prähistorische Feuerstelle und damit einen Beleg sehr früher Siedlung in diesem Bereich. Man kann sich für jene Zeit auch gut vorstellen, dass das Pandurenloch am Schloßberg, damals als Wohnhöhle diente.
Im Mittelalter ist vom kirchlichen Leben neben der Stiftung von Kaplaneien zu Obersulzbürg, Untersulzbürg und Rocksdorf ein Ablaß und eine Bruderschaft erwähnenswert: Diese wurde initiiert vorn Pfarrer Johann Humel, ,,Berkhoven" (Kerkhofen), sowie Kaplan Caspar, Rocksdorf u.a., und schrieb vor, dass alle Brüder und Schwestern der Bruderschaft verpflichtet waren, am nechsten Sonntag nach Sannd Wilbeltstag in der Pfarrkirchen zu Sannd Michels des heiligen Ertzengels zu der Obersoltzburg allen lebenden und toten Brüdern und swestern seien zu nütz und hail und trost einen Jahrstag zu halten, bestellen mit einer gesungenen vigil und zwaien gesungen Selambten und vier gelesen Selmessen...",

Kirchenbuch Sulzbürg: Taufeintrag des letzten Wolfsteiner Erbprinzen.   
Kirchenbuch Sulzbürg: Taufeintrag des letzten Wolfsteiner Erbprinzen.

 

Den Ablass hat Johann von Wolfstein 1519 für die Michaelskirche erlangt, "daß welcher arme Sünder denn seines Verbrechens halber eine langwierige Buß auferlegt worden, am Wayhnachtsfeste, Fest der Himmelfahrt Christi, am Tag Mariä Verkündigung, am Tage aller Heiligen und am Feste S. Michaelis in dieser Kirche andächtig erscheine und vom Morgen bis auf den Abend allen... Gottesdiensten beywohnen wir, denselben sollten je und allezeit so oft er solches thun würde, an den auferlegten Sünden hundert Tage nachgelassen werden."
In diese Zeit weist auch die Sage vom "Nachtwächter zu Sulzbürg", die Alexander Schöppner in seinen ,,Bayerische Sagen" (II/573) anführt. Sie erzählt vom Abt des Klosters zu Heilbronn (vermutlich Heilsbronn), der unterwegs war zur Visitation des Frauenklosters Seligenporten und der sich auf dieser Reise in den damals sehr dichten Wäldern der Gegend bei Nacht verirrt hatte. Da rettete ihn in Angst und Not der Stundenruf des Sulzbürger Nachtwächters. Dankbar wollte der Abt seine Rettung aus Nacht und Grauen durch eine wohltätige Stiftung verewigen. Die bestand darin, dass dem jeweiligen Tor- und Nachtwächter in Sulzbürg alljährlich zwei Paar Filzschuhe und vier Metzen Erbsen zu liefern waren. Auch von einer Glocke muss hier erzählt werden, die als größere im Hofener Kirchturm hing und als eine ,,getaufte" Glocke galt. Mit ihr wurde viel Aberglauben getrieben. So galt z.B. von ihr abgefeilter Metallstaub wunderwirksam bei verschiedenen Krankheiten. Auf ihr war als Inschrift auszumachen: "...Dominus Tecum + ...Maria ora..." Sie blieb bis zum Jahr 1866. Dann wurde sie in Ingolstadt umgegossen. 
Auch über Pfarrer jener Zeit finden sich interessante Notizen: 1480 war zum Beispiel ein Pfarrer Johann Hummel in Kerkhofen. über den sich die Bauern beschwerten, dass er "zuviel auf die Kirchweihen gehen und darüber den Gottesdienst ausfallen lasse".
Ein wenig später war Kaspar Langguth Pfarrer. Von ihm ist eingetragen: "als er für den Pfarrer von Bachhausen daselbst ein Kind taufte, die Hebamme im Heimtragen das Knäblein vor dem Bach zur Erde fallen ließ, infolgedessen es starb."

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