Von einer Geschichtskorrektur und schrecklichen Feuerkugeln

Zur wichtigen geschichtlichen Weichenstellung für das Landl wurde die Durchführung der Reformation. Die fand relativ spät statt. Zu spät, meinte die Geschichtsschau in den folgenden Zeiten und wollte korrigieren in der Weise, dass man die Reformation in der Grafschaft Sulzbürg möglichst früh ansetzte. So predigt Superintendent Magister Jacobus Schwenter 1658 bei der Beerdigung des Georg Albrecht von Wolfstein " ... zum höchstrühmlichen Ehrengedächtnis des Adam von Wolfstein (gestorben 1547)... waß sonderbare wohlthat unter wehrender Regierung desselben diesem Land und Herrschaft von Gott widerfahren, in dem der Seelige Herr, nachdem Er durch das Licht der Göttlichen und reinen evangelischen Wahrheit selbsten erleuchtet worden, auch möglichstes fleisses ihme angelegen sein lasse, daß die rein evangelische Lehr an alle Orten seines Landes und Herrschaft außgebreitet und eingeführt werden möchte, welches dann auch geschehen durch Gottes gnad mit vieler Tausend Seelen bekehrung, insonderheit der letzten Papistischen Lehrer selbsten, welche der erste evangelische Prediger in dieser Herrschaft worden, als nahmentlich M.M.Engelbrunner, Herr Adam Übelin, Herr Pater Pezl, Herr Johann Zinß, Herr Konrad Zinß, ist auch solches helle Licht biß auf diese Stunde also erhalten worden...haben wenige Jahr vorher, ehe solches fürgangen ihr Wohlseel.G.H. dem im Jahre Christi 1530 vom Hochlöbl. Kayser Carola V angestellten Reichstag zu Augspurg... . persönlich beygewohnet als Fürstl. Rath des Protestierenden Fürsten llertzog Georgii Margraffens zu Brandenburg".
Las Landl ward also evangelisch wie die umgebende Oberpfalz. Zugleich waren die Reichsgrafen von Wolfstein Lehenspflichtige des Kaisers. Damit saßen sie im Dreißigjährigen Krieg zwischen allen Stühlen. Von den Schweden wurden sie als "Kaiserliche" wiederholt angegriffen, von den katholischen Heerscharen als "Lutherische". So brachte der Krieg großes Elend über die Wolfstein'sche Herrschaft, das Landl. Ein grausiger Fund bei den Friedhofsarbeiten 1924 in Kerkhofen legte dafür Zeugnis ab: man stieß auf ein Massengrab, in dem drei bis vier Lagen Leichen übereinander geschichtet lagen: Opfer der Pest und des Dreißgjährigen Krieges.
Weil die Wolfsteiner Lehenspflichtige des Kaisers waren, wurde das Schloss Sulzbürg angegriffen und belagert von den Schweden, die auf der Wülzburg über Weissenburg kampierten. 1631 war die Burg schon einmal verwüstet worden. "1636 ist das Schloss wiederum von denen auf der Wültzburg liegenden Völkern urplötzlich und ausgestürmet worden... Schloßherrn wurde der Diener von seiner Seite geschossen und ihm selbst schon die Pistole an das Herz gesetzt. Mit seiner Frau und andern frommen bei sich habenden seinen Leuthen musste er sich auf seiner eigene Kutsche gefangen hinweg und nach der Wültzburg führen lassen. Nur gegen Erlegung einer großen Geldsumme wurde er wieder frei..."
Von der Belagerung im Jahr 1604 kann man lesen: "...Vor dem unablässigen Schießen und Hineinwerfen der Feuerkugeln und Granaten mußte er sich mit den Seinigen in die Keller flüchten und aller Augenblicke mußte man erwarten, daß das Obergebäu von einer Feuerkugel getroffen über einen Haufen gerissen würde. Doch ging die heftige Beschießung ohne sonderlichen Schaden vorüber, so daß nachher der feindliche Constabl selber seine Verwunderung darüber aussprach..."
Als 1647 der Graf um die Brandschatzung von den Dörfern abzuwenden, Schweden in das Schloss einließ und eine Geldkontribution zahlte, hielt das der Kurfürst von Bayern für Untreue und "befahl deswegen das Schloß Sulzbürg zu attaquieren". Baierische Truppen besetzten den Markt um das Schloss zu beschießen. Es kam ein Vergleich zustande: Die Schweden mussten abziehen, alle Vorräte im Schloss wurden beschlagnahmt, das Schloss wurde von Bayern besetzt.

 

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